Inhaltsverzeichnis
- Der Ottenshof auf dem Stickdorn und seine Bewohner
- Der „Stickdorn“, ein germanisches Heiligtum?
- Vorfahrentafel von Heinrich Ottensmeier
Der Ottenshof auf dem Stickdorn und seine Bewohner
Dem Andenken meiner lieben Mutter Johanne Ottensmeyer und als Dank an alle Ottensfrauen
Wenn ich hier über die Geschichte des Ottenshofes auf dem Stickdorn und der mit diesem Hof verbundenen Menschen schreiben will, so tue ich das im besonderen Andenken an meine Mutter Johanne geborene Böndel, da eigentlich von ihr, vielleicht unbewußt, die Anregung ausgegangen ist. Sie und ihr Schwiegervater Heinrich Ottensmeyer haben uns Kinder mit ihren Erzählungen soviel unvergeßliches Volksgut und lebendige Familiengeschichte vermittelt, daß wohl der ganze Geschwisterkreis, und hoffentlich auch ihre Familien, davon zehren. Darüber hinaus aber war es unsere Mutter, die auch rein äußerlich dafür sorgte, daß die alten Familienakten nicht gänzlich unter die Räder kamen und nicht der Vernichtung anheim fielen. Vielfach waren es mehr oder weniger lose Prozeßakten, die zum großen Teil schon vom Zahn der Zeit und von den Mäusen angefressen waren, die sie mir eines Tages in einem Sack überreichte mit dem Auftrage, sie durchzusehen und zu sichten, das Brauchbare zu ordnen und zu erhalten und das Wertlose aber zu vernichten.
Bei der Sichtung dieser Akten, die, wie gesagt, auf der Bühne herumlagen, ist mir viel Interessantes unter die Augen gekommen, und es wurde mir Anregung, mich besonders mit meinem Elternhof und seiner Geschichte und mit den Lebensschicksalen seiner Bewohner zu beschäftigen. Zunächst habe ich, schon vor Einbruch des „Dritten Reiches“, eine ausführliche Ahnentafel erstellen können.
An vielen Nachmittagen bin ich mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren und habe stundenlang in den Kirchenbüchern von Gohfeld bis Bergkirchen, von Herford bis nach Enger, von Exter bis nach Schnathorst und von Eidinghausen bis nach Bünde geblättert und gesucht.
Nun aber denke ich, soll das zusammengefasst werden, was ich seit Jahren, auch in verschiedenen Veröffentlichungen in Zeitungen und Heimathefen, zusammengetragen habe. Es soll keine lückenlose und rein chronologische Geschichte werden, doch meine ich, allen Abkömmlingen des Hofes mit dieser Zusammenstellung Leben und Wirken unserer Ahnen näherzubringen, um sich ihrer dankbar erinnern zu können. Zum anderen aber möchte allen bewußt werden, daß die Familie die wichtigste Gemeinschaft des Staates ist und bleiben soll.
Möge darüber hinaus jedes Familienglied erkennen, daß er ein Ahnherr oder eine Ahnfrau ist und sich auch vor kommenden Geschlechtern zu verantworten hat.
Durchweg stehen bei der Geschichte eines Hofes die Männer im Vordergrund, obwohl in früheren Zeiten nicht ihr Name ausschlaggebend war, sondern der Hofname Vorrang hatte. Aber nicht nur mein Leben selbst hat mich die überragende Bedeutung der Frau und Mutter erkennen lassen, sondern auch die Hofgeschichte legt davon Beweis ab. Und darum sie dies ein Dank an meine Mutter und an alle Ottensfrauen der Vergangenheit und der Gegenwart.
Heinrich Ottensmeier, Löhne-Bischofshagen im Mai 1979
Der „Stickdorn“, ein germanisches Heiligtum?
Aus der Geschichte einer kleinen Druffelsiedlung der Gemeinde Gohfeld
Weißt Du, wo der „Stickdorn“ liegt?
Die Flur „Auf dem Stickdorn“, die heute eine kleine Druffel- oder Gruppensiedlung trägt, ist ein Hügel im südlichen Teile der Gemeinde Gohfeld, jetzt Stadt Löhne, der einen weiten Rundblick in das Land zwischen Wiehen und Osning vermittelt und etwa 160 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Wir erreichen den Stickdorn, wenn wir auf dem Wittel in südlicher Richtung von der vom Freiherrn vom und zum Stein in den Jahren 1799 bis 1801 erbauten Köln-Mindener Straße, der heutigen Bundesstraße 61, abbiegen und dem Hinweisschild „Zur Autobahn“ folgen, nach etwa einem Kilometer.
Dieser Weg, der seinen ehemaligen Hohlwegcharakter noch nicht ganz verleugnen kann, heißt seit alters her die „Knickstraße“. Erst nach ihrem Ausbau im Jahre 1896 erhielt sie überörtliche Bedeutung, als die neue „Chaussee“ das Dorf Exter über den Stickdorn und den Thran mit der großen Heerstraße verband. Nach der Fertigstellung der Autobahn (A 2) ist die Bedeutung dieser Straße schlagartig gewachsen, da über sie hinweg der gesamte Verkehr aus nördlicher Richtung zur Autobahnauffahrt Exter rollt.
Wenn wir also hier die starke Steigung des „Knickes“ überwunden haben, befinden wir uns auf dem „Stickdorn“, nur wenige Steinwürfe weit von der ehemaligen „Waldbühne Wittel“ entfernt. Der Rücken des Stickdorn bildet hier die Wasserscheide zwischen Sudbach und Mittelbach, wird aber auch noch von einigen kleinen Quellbachsieken des Brömkensbaches eingekerbt und schenkt daher vornehmlich diesem in westlicher Richtung fließenden Bächlein seine besondere Sympathie und steuerte in der „vorelektrischen Zeit“ nicht unerheblich zum „Treibstoff“ der im Brömkensbachtal liegenden Mühlen und Wasserräder bei.
Was kann uns nun der Name „Auf dem Stickdorn“ sagen?
Im Vorwort zur ersten Auflage seines Buches „Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern“ schreibt Hermann Jellinghaus u.a.: „Die sicheren Spuren des des heidnischen Kultus sind gering. Mancher Name wird im 9. Jahrhundert umgeformt oder vertilgt sein. Man vergleiche Deuteronomium Kap. 12, V. 2-3: „Verbrennet mit Feuer ihre Haine, und die Götzen ihrer Götter tut ab und vertilgt ihre Namen aus demselben Ort.“ Weiter sagt Jellinghausen: „Einzelne auf den Kultus bezügliche Namen findet man unter bram, brügge, dere, dorn, dreck, osede, vome, halle, ing, loh, mal, mund, stal, stein, wede.“
Uns soll hier jetzt nur das Wort „dorn“ interessieren. Auf Seite 164 dieser Schrift lesen wir dann:
„t o r n, der Turm. Buckthurn in Jöllenbeck bei Löhne 1682, Stückturn, Flur in Bischofshagen bei Löhen 1682.“
Ich deutete schon an, daß der „Stickdorn“ wegen seiner beherrschenden Lage für eine heidnische Kultstätte mindestens nicht ungeeignet gewesen sein könnte. Die einfache Übersetzung des Namens in „Stechdorn“ erscheint mir nicht angebracht, zumal bekanntlich alle Dornen stechen. Aber auch die verschiedene Schreibweise, das werden wir noch mehrfach erkennen, deutet auf „Turm“, plattdeutsch „Toan“, hin.
Die ersten Nachrichten über den „Stickdorn“ und seine Bewohner finden wir erst in den Aufzeichnungen und Zusammenstellungen des Bistums Minden, Amt Hausberge, Vogtei Gohfeld. Hier wenden wir uns zunächst dem Verzeichnis der Hand- und Spanndienste aus dem Jahre 1680 zu. Da sind u. a. aufgeführt der Kötter Reinicke Schwarze, der schuldig ist, jährlich drei Handdienste mit Sensen zu leisten, die Bringsitzer Jürg Cardinal, Jost ufm Stickdorn, Cordt ufm Stickdorn und Otto Pulß, die jährlich drei Freidienste mit Harken zu tun schuldig sind.
Ausführlicher jedoch berichten die Höferollen aus den Jahren 1682 und 1683 über die Hofbesitzer und ihre Verhältnisse. Da heißt es unter der Nummer 17 über den „Schwarzen Hof“, dessen Besitzer heute der Landwirt Hermann Stühmeier, Bischofshagen Nr. 18, ist: „Reinicke, itzo Jobst Schwarte, ein dem Ambt Eigenbehöriger Köther giebt Jährlich: An Zinskorn 2 sch. (Scheffel) Rocken, 2 sch. Gerste, 13 sch Hafer. An Viehe ein Mastschwein oder 18 gl (Groschen). An stehenden Sommer- oder Winterdienstgeld 14 gl. Sommer-, 14 gl Winterdienstgeld. An allerhand kleinen geldgefällen 20 gl. Wischgeldt, 4 gl. Zuschlagsgeldt. An Diensten: Dienst wöchentlich zwei Tage mit der Hand oder giebt 3 th. Wenn er ins Register gedungen thut Er noch 3 freye Dienste.
Hat bey Seiner Städte an Länderey:
Saatlandt | 34 ⅛ Morgen | 7 Ruthen | 2 ½ Fuß |
Wießenlandt | 1 ½ Morgen | 9 Ruthen | – Fuß |
Gartenlandt | ½ Morgen | 6 Ruthen | – Fuß |
Busch | 1 ⅛ Morgen | – Ruthen | – Fuß |
Summe | 37 ⅜ Morgen | 7 Ruthen | 2 ½ Fuß |
Jobst Heinrich Strothölter und dessen Ehefrau Anna Maria Ilsabein Strothölter, geborene Reinken aus Herringhausen bei Herford, erwarben um das Jahr 1848 den Schwarzenhof, da die Schwarzen ihr Glück in Amerika zu erjagen versuchten, und ließen am 20. Juni 1849 durch den Baumeister Maschmann ein neues Wohn- und Wirtschaftsgebäude aufrichten. Strothölter vererbte den Hof seiner Tochter Friederike, die den Landwirt Andreas Böndel aus Herford heiratete. Dieser teilte um die Jahrhundertwende den Hof. Der Haupthof, auf dem auch noch im Jahre 1867 ein Leibzuchthaus errichtet war, ging mit der Hausnummer 18 an den Landwirt Hermann Stühmeier über, dessen Sohn noch heute Besitzer dieser Stätte ist. Andreas Böndel baute mit seinem Sohn Heinrich den abseits in der „Flachsröte“ liegenden Kotten aus und begründete unter der Hausnummer 12 des alten Meierhofes in Bischofshagen eine neue Besitzung.
Der alte Haustürbogen des ehemaligen Heuerlingshauses hält die Erinnerung an den einstigen Besitzer bis in die Gegenwart hinein wach. In bunt ausgemalten Buchstaben ist dort zu lesen: „ANNO 1786 HAT HERM HENRICH SCHWARTZE UND ANNE MAGRGRET ILSABEIN BEGEMANS AUS DEN AMT VLOTHO DIS HAUS BAUEN LASSEN + ICH VANGE MEIN WERK MIT JESUM AN + JESUS HATS IHM HÄNDEN + JESUS RUF ICH ZUM BEISTAND AN + JESUS WIRDS VOLLENDEN + ICH STEH MIT JESUM MORGENS AUF + D. 4. AUGUSTUS – – M. SEEGER.“
Durch Vererbung befindet sich der Hof heute im Besitz der Familie Heinrich Sander.
Wenden wir uns nun dem „Jürgenshof“ zu, der durch Erbfall in anderen Besitz übergegangen ist. Der heutige Besitzer des Hofes Bischofshagen Nr. 25 ist der Landwirt August Dustmann-Mettenbrink. – Über diese Stätte berichtet uns das schon erwähnte Register des Jahres 1683: „Georg Cardinal, vordessen Lüdecke, ein dem Ambt Eigenbehöriger Bringsitzer giebet Jährlich: Am Zinskorn: 8 sch. Hafer, An allerhand kleinen Geldgefällen: 4 gl Zuschlags- 1 gl. Ostergeld. An Diensten: Jährlich 4 freye Dienste. Giebt, sooft der Fall kömbt wegen des Leibeigentumbs Weinkauff Erbtheil und muß Frey Briefe lösen.
Hat bey Seiner Städte an Länderey:
Saatlandt | 8 ½ Morgen | 1 Ruthe | 5 Fuß |
Wießenlandt | 1 ⅛ Morgen | 5 Ruthen | – Fuß |
Gartenlandt | ¼ Morgen | – Ruthen | – Fuß |
Summe | 10 ¾ Morgen | 6 Ruthen | 5 Fuß |
Vielleicht dürfen wir auch hier die Inschrift des der Modernisierung zum Opfer gefallenen „Zierde des Hauses“ anführen, die mahnend sagte: „Im Jahre 1841, den 12. Juni, haben Johann Henrich Cardinal und Anne Marie Bröer haben dieses Haus bauen lassen. – Gedenke an ihn, wie er gestorben ist. So mußt Du auch sterben.“
Der nächste Hof, der auch im Mittelpunkt der gesamten Betrachtung steht, ist der „Ottenshof“ auf dem Stickdorn. Er ist auch der einzige Hof in diesem „Druffel“, der seinem Namen bis zum heutigen Tage treugeblieben ist. Seine erste Erwähnung findet dieser im Jahre 1608, als Hermann Wehemeier ufm Stickdorn sein Besitzer war. (Siehe auch Steffen, Otto; Ottensmeier, Heinrich; Rösche, Gerhard: „bäuerliche Siedlung im Raum Löhne von 15170 – 1970 mit einer Übersicht der Besitzungen von 1826 und der Besitzverhältnisse von 1570 – 1970“ in „Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Löhne“, Sonderheft 1 – November 1974.
Dann bleiben wir auch hier zunächst bei der Höferolle des Jahres 1683. Dort heißt es unter der Nummer 27, später 26, der Bauerschaft Bischofshagen: “ Otto, itzo Johann ufn Stieckthurm, olim Johann Wichmeyer, ein dem Ambt Eigenbehöriger Bringsitzer giebet Jährlich: An Zinskorn: 13 sch Hafer,- An Viehe: 1 Mastschwein oder 18 gl., 1 Ganß, 1 Rauchhuhn, An allerhand kleinen Geldgefällen: 6 ch (Pfennig) Pfingstschatz, 6 ch Michaelisschatz, 1 gl. Ostergeldt, 2 gl. vom Garten, 1 Th. 8 gl. Zuschlagsgeldt. An Diensten: Dient alle 14 Tage mit der Hand oder giebt 1 Th 18 gl. – Wenn er ins Register gedungen, thut Er 4 freye Dienste Jährlich. Giebt, sooft der Fall kömbt wegen des Leibeigenthumbs Weinkauff, Erbtheil und muß Frey Briefe lösen.
Hat bey seiner Städte an Länderey:
Saatlandt | 16 ⅞ Morgen | 13 Ruthen | – Fuß |
Wießenlandt | 1 ½ Morgen | 9 Ruthen | 7 ½ Fuß |
Gartenlandt | ¼ Morgen | 9 Ruthen | – Fuß |
Summe | 18 ⅞ Morgen | 1 Ruthe | 7 ½ Fuß |
Im Register von 1682 wird uns auch noch der Viehbestand, 1 Fohlen, 4 Kühe, 1 Rind, mitgeteilt.
Im revidierten Feldregister des Jahres 1752 lesen wir, daß Johann dem Stickdorn seinen Viehbestand 2 Pferden, 2Kühen einem Rinde und zwei Schweinen angegeben hat. Die Größe der Ländereien hat sich in den verflossenen 7o Jahren nicht verändert, doch teilt er mit, „von seinem Lande wäre ein Stück Saat Land in der Wiese nebst dem Wischlande an Herm Sandtmann vor 14 rtl. verkaufet, hätte ihm 16 mg (Mariengroschen) zu Hülfe (Zuhilfe) zu geben. Das Landt ist insgesamt zehntbar und ziehet das Ambt den Zehnten in natura. Zinßkorn ginge dahin 6 1/2 sch. Hafer.
Im Revolutionsjahr 1789 heiratet der „Mousquet unter dem hochlöbl. v. Woldeckschen Regiment“ Johann Friedrich Greve aus Exter-Solterwisch 22 auf dem Ottenshof ein und begründet damit die heutige männliche Linie. Selbstverständlich nimmt er den Hofnamen Ottensmeyer oder Stickdorn an.
Beide Namen führt dann auch sein Sohn Johann Christoph, der den Hof in Auswirkung der Markenteilung erheblich vergrößern kann, weiter. Dessen Sohn Johann Heinrich Christoph, der im Jahre 1852 die Bewirtschaftung des väterlichen Erbes übernimmt, jedoch macht er mit dem „Ottensmeyer, genannt Stickdorn“ endgültig Schluss. Er entschließt sich endgültig für den Vornamen des Stammvaters Otto, und er und seine Nachfolger sind von nun an die Ottensmeyer, und immer noch auf dem Stickdorn wohnend. Dieser entschiedene Mann, er stellte auch als Vorsteher der politischen und als Presbyter der Kirchengemeinde Gohfeld seinen eindeutigen Rat zur Verfügung. Sein Name und der Name seiner Frau leuchten auch heute noch über dem Haupteingang des Hauses: „Im Jahre 1857, den 18.Juli haben Johann Heinrich Christoph Ottensmeier und Anna Marie Charlotte Wilhelmine Sandmann dieses Haus durch Gottes Hülfe Bauen lassen.+ Ach Gott dies ganze Haus bewahr + Für Feuerschaden und gefahr + Für aller drohender gefahr + laß es in deiner obhut stehen + und laß jeden Bewohner dieses Hauses auf deinen Wegen gehen.
Der heutige Hofbesitzer ist Karl Ottensmeyer. Auch der in unmittelbarer Nähe der beiden letztgenannten Höfe liegende „Korshof“ oder „Cordshof“ hat einen Namenwechsel erfahren, und nur noch von alten Leuten und den nächsten Nachbarn wird der Name Korsmeier“ gebraucht. Der „eigenbehörige Bringsitzer Cord, itzo Johann ufn Stückthurm muß jährlich 12 Scheffel Zinshafer, 1 Mastschwein, 1 Rauchhuhn, 1 Thaler 6 Groschen Zuschlagsgeld und 4 Pfennig Ostergeld zahlen. Seine Ländereien haben eine Größe von 19 Morgen 21Ruthen.
Das jetzige Wohn- und Wirtschaftshaus des Hofes wurde von Meister Friedrich Kassebaum für Hermann Heinrich Korsmeier und Anna Margreta Ilsabein Stienkemeier am 15. Mai 1799 erbaut. Der Hausspruch: „Ach Herr, lehr mich bedenken, daß ich sterben muß, das mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß“, ist samt den Angaben über die Erbauer des Hauses; „versunken und vergessen“. Auch dieser geschnitzte Haustürbogen mußte. der modernen Zeit weichen.- Doch wollen wir hier eine mündliche Überlieferung anführen, nach der dieses Haus das erste Haus war, das Meister Kassebaum nicht, wie bisher üblich, mit Stroh deckte, sondern Dachziegeln auf Strohdocken verwandte. Die Nachbarn, die mit Mißtrauen und Zweifel dieser Neuerung gegenüberstanden, behielten recht, denn bei dem ersten starken Winde flogen die meisten Ziegel vom Dach herunter. Aber Meister Kassebaums Neuerung hat sich dann doch noch durchgesetzt. – Das Heuerlingshaus ließen Hermann Heinrich Korsmeier und Anna Maria Elisabeth Bonkers am 15. Julius 1825 von Baumeister Stuke errichten. Auch hier mahnt der Eichenbalken noch nach fast 140 Jahren: „Jesu, der dies Haus gegeben, will auch gerne darin leben, denn es kann es vor Gefahren besser als der Mensch bewahren.“ – Der „Korshof“ gelangte auf dem Wege der Vererbung über die Strothölters in den Besitz der Familie Bögeholz. Der jetzige Besitzer ist der Landwirt Fritz Bögeholz, Bischofshagen Nr. 30.
Ob die Besitzung Bischofshagen Nr.59, jetziger Besitzer August Böndel, eine Abzweigung vom Ottenshof ist, läßt sich nur vermuten Das mehrfach erwähnte Register aus dem Jahre 1682 spricht dafür. Unter der Nummer 51 wird hier der Bringsitzer Otto Puls, vorhin Jobst ufn Stückthurm aufgeführt. Oben wurde bereits erwähnt, daß im Verzeichnis der Hand- und Spanndienste vom Jahre 1680 der Besitzer des Ottenshofes auch Jost ufn Stickdorn ist. Auch der kleine Landbesitz und die geringen Verbindlichkeiten lassen darauf schließen, daß es sich um eine Neugründung handelt. Er gibt lediglich ein Rauchhuhn, 13 Groschen Zuschlagsgeld und 4 Pfennig Ostergeld und leistet 4 freie Dienste jährlich. Er verfügt auch nur über 2 3/8 Morgen 6 Ruthen Land, wovon 1/8 Morgen Gartenland ist.
Da kommen wir nun zu der letzten Besitzung auf dem Stickdorn, zum Gehöft des Landwirts Heinrich Richter, Bischofshagen Nr.64. Auch hier hat sich neben dem Hausnamen Richter der Vorname Klaus bis in die Gegenwart hinübergerettet, obwohl die junge Generation sich immer mehr auf den Namen Richter beschränkt. Diese Besitzung scheint um das Jahr 1700 begründet zu sein, zumal schon die Hausnummern bis einschließlich 63 im Jahre 1682 bestehen. Bereits im Jahre 1752 nennt der Clauß Richter ein Pferd, eine Kuh, zwei Rinder und ein Sehwein sein Eigen. Heute ist die Besitzung etwa 26 Morgen groß. Das heutige Wohnhaus wurde am 16. Juni 1841 durch Peter Heinrich Richter und Annemarie Linneweber erbaut. Sowohl die Familiendaten wie auch der bekannte Hausspruch: „Jesus, der dies Haus gegeben“, würden für den Heimatfreund und die Nachkommen der Erbauer wieder besser lesbar werden, wenn die bunte Ausmalung erneuert werden könnte.
Wir wollen noch erwähnen, daß die genannten Höfe und Besitzungen auf dem Stickdorn nicht nur an der sie unmittelbar umgebenden allgemeinen Mark interessiert und berechtigt waren, sondern daß sie auch an den in den Gemeinden Exter und Schwarzenmoor liegenden Gemeinheiten Arendholz und Dornberger Heide ein Anrecht hatten, das dann in der Teilung dieser Gebiete im Jahre 1842 niederschlägt. Bei den genannten Gemeinheiten handelt es sich teils um private Holzteile, teils um aus nackten Weideplätzen bestehende, zu gemeinschaftlicher Hude benutzte Flächen. – Der Flachsbearbeitung war dadurch Rechnung getragen, daß jeder Hof in der Nähe der „Bihke“, dem Quellbach des Brömkensbaches, eine Flachsröte hatte, da hier durch den ständigen Wasserreichtum das Flachsröten gesichert war. Auch heute noch befinden sich diese kleinen Parzellen im Besitz der alten Eigentümer, wenn auch die Flachsbereitung sich längst überlebt hat. – Aber noch eins ist geblieben aus der „guten alten Zeit“, das ist die gute Nachbarschaft! Möge sie auch in Zukunft je länger, je mehr das Bindeglied „derer vom Stickdorn“ sein und bleiben!
Es ist gewiß nicht so leicht, die Geschichte eines Hofes in lückenloser geschichtlicher Folge darzustellen. So habe ich auch in den einzelnen Abhandlungen immer bestimmte Themen oder Sachgebiete herausgegriffen. Wenn ich hier nun den Hof und seine Ländereien in den Vordergrund stelle, so nicht deswegen, weil ich den Besitz etwa höher werten wollte als die Besitzer. Der Mensch sei und bleibe auch hier der Herr aller Dinge im Sinne des Wortes 1. Mose 1,28 : „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan,“ wie wir es rückschauend von unsern Vorfahren erkennen können. – Die Geschlechter gingen, aber ihr Hof wurde weitergegeben von Generation zu Generation. Und die Nachfolger nahmen es nicht leicht damit. Sie erbten nicht nur, sondern sie „erwarben es auch, um es zu besitzen“, Wenn die Zeiten und Verhältnisse es erlaubten, dann versuchten sie nicht nur das Gut ungeschmälert weiterzugeben, sondern sie nutzten auch jede Gelegenheit zur Erweiterung und Verbesserung des Besitzes bis zum heutigen Tage. Möge dieses „Erbe“ im doppelten Sinne des Wortes auch in Zukunft erhalten und Angelpunkt und Heimat unseres Geschlechtes bleiben, „Gedenke daran, daß Du ein Ahnherr bist!“
Den ersten Anhaltspunkt über die Größe des Ottenshofes auf dem Stickdorn finden wir in dem Höfeverzeichnis des Bistums Minden, Vogtei Gohfeld Bauerschaft Bischofshagen aus dem Jahre 1682: Hier wird die Größe des Besitzes des dem Ambt Eigenbehörigen Brinksitzers Otto, jetzt Johan Stückthorn, olim Johann Wichmeyer, wie schon an anderer Stelle angedeutet, mit 16 Morgen angegeben.
Er hielt darauf 1 Fohlen, 4 Kühe und 1 Rind.
In der Höferolle vom Jahre 1683 erhalten wir wie bereits an anderer Stelle erwähnt dann noch nähere Angaben. Hier wird für Otto, itzo Johann ufn Stieckthurm an „Länderey“ aufgeführt:
Saatlandt | 16 ⅞ Morgen | 13 Ruthen | – Fuß |
Wießenlandt | 1 ½ Morgen | 9 Ruthen | 7 ½ Fuß |
Gartenlandt | ¼ Morgen | 9 Ruthen | – Fuß |
Summe | 18 ⅞ Morgen | 1 Ruthe | 7 ½ Fuß |
In der „Acta Commissionis-Specialia wegen Revision des Catastri von der Bauerschafft Bischofshagen, Vogtey Gohfeld, Amt Hausberge (Feldregister der Bauerschaft Bischofshagen (Staatsarchiv Münster Nr.34 I) Revidiret Gohfeld den 18. et 29. Jan. 1745)“
finden wir folgende Aufstellung:
Nr. 26. Johann ufm Stickdorn, Königl. Eigen
4 Stück auffn Knicke (Zehntbefr. in der König.) | 3 ½ Morgen | – Ruthen | – Fuß |
1 Kamp | 8 ¼ Morgen | 13 Ruthen | – Fuß |
1 Kamp am Hause uffn Garten genannt | 1 ½ Morgen | 4 Ruthen | – Fuß |
1 Kamp bei Bohmanns Busche | 3 Morgen | 7 Ruthen | 5 Fuß |