Heinrich Ottensmeier

Inhaltsverzeichnis


Stationen im Leben

07.September 1897geboren in Bischofshagen Nr. 26, Auf dem Stickdorn als 2. von 12 Kindern der Eheleute Hermann u. Johanne Ottensmeyer, geb. Böndel
Sonntag, 19. September 1897in der Kirche zu Gohfeld (heute „Simeonkirche“ in Löhne-Gohfeld) vom Pastor Ordelheide getauft.
1904 – 1911Besuch der Volksschule Wittel
bis 1912arbeitet er in der väterlichen Landwirtschaft
1912 – 1919Ausbildung zum Lehrer unterbrochen durch den 1. Weltkrieg in den Präparandenanstalten Schildesche und Gütersloh
Jan. 1917 – Dez.1918Kriegsdienst bei den Marine-Fliegern in Kiel und Flensburg
Dezember 19191. Lehrerprüfung in Gütersloh
1920 – Juli 1931Lehrerstelle in der Volksschule in Bischofshagen
1922Eheschließung mit Mathilde Niemann, Bischofshagen Nr. 1
September 19212. Lehrerprüfung
1922Geburt des Sohnes Heinrich (genannt Heinz) später als Dr. med. Heinz Ottensmeier Kinderarzt in Bethel und Löhne, verst. 31.1.2007
1926Geburt des Sohnes Siegfried (gefallen am 21.12.1944 in Rocherath/Monschau)
August 1931 – April 1932Anstellung als Lehrer in Löhne-Bahnhof
bis 1939Aufbau und Leitung von Schlagball- und Handballmannschaften der Schuljugend und erwachsenen Jugend
August 1939 – April 1944Einberufen zur Luftwaffe: Luftwaffen-Bau-Kompanie 16/IV in Detmold, zunächst als Obergefreiter und später als Unteroffizier im Schreibdienst. Dann Handorf (Münster) und Duderstadt im Eichsfeld.
Kriegsdienst in Belgien beim Westfeldzug, beim Ostfeldzug in Rußland (Smolensk-Wjasma) und Aussig im Sudetenland
1946Leitung der Schule in Bischofshagen
1949Ernennung zum Hauptlehrer
1949verwitwet; Mathilde Ottensmeier geb. Niemann erliegt einem Krebsleiden
1950mit interessierten Löhner Bürgern (u.a. Karl Sieveking) den Heimatverein Löhne gegründet
1951Eheschließung mit Hanna Personn aus Bethel
1951Geburt des Sohnes Hermann später als Dr. phil. Hermann Ottensmeier Oberstudienrat an versch. Herforder Gymnasien tätig
1952 – 1977Spielleiter der Laienspielschar der Waldbühne Wittel, zunächst an der Rürupsmühle ab 2. Pfingsttag 1953 in Beckmanns Busch ubba Kahboeken
1953Geburt der Tochter Reinhilde (Eheschließung 1979 mit Hajo Lübben) später Diplom Sozialpädagogin
1953 bis 1965Vorsitzender des Löhner Lehrervereins
6. – 7. Oktober 19561. Michaelistreffen als Wettbewerb der Niederdeutschen Bühnen von Minden-Ravensberg in Lippinghausen; die Waldbühne WIttel erhält als erste Spielschar für ihr schönes Spiel den Michaeliswimpel als Wanderpreis überreicht.
1958Heinrich Ottensmeier wird beim Michaelistreffen mit der Goldenen Kornblume in Anerkennung seiner Arbeit für die plattdeutsche Sprache ausgezeichnet. (öane nao binnen und öone nao biuden)
1958Eheschließung von Sohn Dr. med. Heinrich Ottensmeier mit Dr. phil. Gerlind Wagenfeld aus Bünde
16. Feb 196040-jähriges Dienstjubiläum
1960Festlichkeiten zu „300 Jahre Schule Bischofshagen“ und Einschulung der Tochter Reinhilde
1960 – 1972Presbyter und ab 1968 Kirchmeister der Evgl. Kirchengemeinde Mahnen (Löhne-Bahnhof) – Ausscheiden durch Erreichen der Altersgrenze
ca. 1960 -1983Vorsitzender des Löhner Heimatvereins  (ca. 20 Jahre)
1960 – ?Wanderführer für Kurgäste und Interessierte von Bad Oeynhausen durchs Sudbach- und Mittelbachtal zum Wittel
1963Pensionierung in der Volksschule Bischofshagen (heute Heimathaus der Stadt Löhne)
April 1963 –  Juli 1973Aushilfe über 10 Jahre als pensionierter Lehrer mit halber Stundenzahl wegen großen Lehrermangels in den Volks- bzw. Grundschulen Bischofshagen, Löhne-Bhf., Melbergen und Wittel
1964Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 1. Preis „…’n Schluck un’n Glas Boäa!“
1965Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 1. Preis „Dä Lucht schmäoket“ – Wanderplastik für den jährlichen Erstplazierten
1964/1965Bau eines Eigenheimes an der Schierholzstraße in Löhne-Bischofshagen; Einzug im Oktober 1965
1966Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 3. Preis „Noahbakinna“  – geschnitzter Holzteller 1966
15. Mai 1967Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen durch den Bundespräsidenten, überreicht durch Landrat Ernst Albrecht auf der Waldbühne Wittel
1967wegen Kuraufenthalt in Norderney nicht am Erzählerwettbewerb teilgenommen
1968 – 1983als Vorsitzender der Heimatvereins verantwortlich für die Herausgabe der „Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Löhne“ (Band 1 des „Amtes Löhne“)
24. April 1968Beschluß des Gohfelder Gemeinderates zur Auflösung der Schule Bischofshagen
1968Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 1. Preis „Spihln Moäm’m“  – geschnitzter Holzteller 1968
1969Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 2. Preis „Dä Boan tüsken de Hoäan ßet’t“  – geschnitzter Holzteller 1969
Nov.1969 – Nov.1982Altenarbeit „Treffpunkt“ Kirchengemeinde Mahnen ins Leben gerufen; mit seiner Ehefrau Hanna bis zu seiner Erkrankung geleitet (jeden Dienstag)
1970Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 1. Preis „Diu kümms moe vonoamd äok näo!“  – geschnitzter Holzteller 1970
1970Ernennung zum Ehrenmitglied des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes für langjährige Tätigkeit als Schriftführer im Landwirtschaftlichen Ortsverein Bischofshagen
1971Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen;  – Preis: geschnitzter Holzteller 1971
1971Letzte Spielsaison auf der Freilichtbühne Waldbühne Wittel mit dem plattdeutschen Stück „Tante Frieda“
1972Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 2 . Preis „Bange wi Äafte in’n Podde!“  – geschnitzter Holzteller 1972
Sommer 1973Ende der Lehrertätigkeit und endgültiger Ruhestand
1973Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen;  – Preis: geschnitzter Holzteller 1973
1974Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; 3. Preis „Dä Schlag vo dä Duißen“  – geschnitzter Holzteller 1974
1975Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; – Preis: geschnitzter Holzteller 1975
1976Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen
1977Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; Ehrenpreis „Ett spöckt“ (erfolgreichster Teilnehmer des Erzählerwettbewerbes im Rahmen des Michaelistreffen in Lippinghausen insgesamt)
1977nach 25-jähriger Tätigkeit als Spielleiter der Waldbühne Wittel Rücktritt als Spielleiter und Ernennung zum Ehrenspielleiter; Friedrich Wilhelm Büscher übernimmt die Spielleitung
1978Teilnahme am plattdeutschen Erzählerwettbewerb in Lippinghausen; „Ümme dän bästn Schinken“
 Berufenes Mitglied im Verwaltungsrat des Westfälischen Heimatbundes
 Mitglied der „Sproakstieh“ in Münster
 Referent für heimatkundliche Themen und plattdeutsche Geschichten bei der Volkshochschule im Kreis Herford, bei zahlreichen Seniorentreffen
 Abgeordneter der Kreissynode des Evgl. Kirchenkreises Vlotho
16. März 1983Heinrich Ottensmeier erliegt in seinem Wohnhaus einem Krebsleiden
19. März 1983Trauerfeier in der Friedhofskapelle Mahnen (Löhne-Bahnhof) und anschl. Beisetzung auf dem Friedhof Wittel

Zum 25. Todestag von Heinrich Ottensmeier

Löhne – Kreis Herford. Am 16. März 1983 starb der bekannte Pädagoge und Heimatforscher Hauptlehrer a. D. Heinrich Ottensmeier.

Heinrich Ottensmeier wurde am 7. September 1897 in Bischofshagen Nr. 26, Auf dem Stickdorn, geboren. Nachdem er seine Schulausbildung abgeschlossen hatte, arbeitete er bis 1912 in der väterlichen Landwirtschaft. Seine Ausbildung zum Lehrer wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. 1919 legte Ottensmeier seine Lehrerprüfung in Gütersloh ab. Ein Jahr später erhielt er eine Stelle in Bischofshagen, wo ihm 1946 die Leitung der Schule übertragen wurde. 1949 wurde Heinrich Ottensmeier Hauptlehrer.

Er blieb in „seiner“ Schule in Bischofshagen bis zu seiner Pensionierung im April 1963. Aber auch im Ruhestand musste/durfte Heinrich Ottensmeier wegen des damaligen Lehrermangels noch zehn Jahre als Lehrer in verschiedenen Schulen in Bischofshagen, Löhne-Bahnhof, Melbergen und auf dem Wittel aushelfen. Erst am 31. Juli 1973 trat er in den endgültigen Ruhestand. Heute ist die Ehemalige Volksschule Bischofshagen als das Heimathaus der Stadt Löhne bekannt.

Von 1955 bis 1965 war er Vorsitzender des Löhner Lehrervereins. Ottensmeier machte sich aber nicht nur als Lehrer einen Namen. Sein vielseitiges Wirken, namentlich in der Heimatpflege, wurde auch über die engen Grenzen des heimischen Raumes hinaus bekannt.

So gründete er 1950 mit interessierten Löhner Bürgern, unter anderem mit Karl Sieveking den Heimatverein Löhne, dessen Vorsitzender er zwei Jahrzehnte lang war. Leider konnte er die Realisierung des Heimatmuseums in der alten Schule auf dem Bischofshagen, des heutigen Heimathauses, nicht mehr erleben.

In der heimischen Presse war Heinrich Ottensmeier oft mit plattdeutschen und anderen Beiträgen vertreten. Die „Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Löhne“, die von „seinem Heimatverein“ in zwangloser Folge in Heftform herausgegeben wurden und immer noch werden, beinhalten von ihm vorwiegend Aufsätze über Sprache, Brauchtum und Sitten aus vergangener Zeit. Aber auch bei Heimatwanderungen, besonders auch für interessierte Kurgäste aus Bad Oeynhausen, stellte er sich gern als Wanderführer zur Verfügung.

In Anerkennung seiner großen Verdienste um die Heimatpflege wurde ihm 1967 anläßlich einer Veranstaltung auf der Freilichtbühne der Waldbühne Wittel, das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der Westfälische Heimatbund berief ihn in seinen Verwaltungsrat.

Zwanzigmal nahm Heinrich Ottensmeier am traditionellen plattdeutschen Erzählerwettbewerb beim Michaelistreffen in Lippinghausen teil, wo er der erfolgreichste Teilnehmer war.

Seine Liebe zur plattdeutschen Muttersprache veranlasste ihn zum Engagement als Spielleiter bei der Laienspielschar der „Waldbühne Wittel“, zunächst an der Rürupsmühle, später von Pfingsten bis in den September hinein auf der Freilichtbühne in Beckmanns Busch uppa Kaböäken. Jahrzehntelang hat er die Spiele geleitet und selbst im hohen Alter noch als Ehrenspielleiter die plattdeutsche Laienspielgruppe mit Rat und Tat unterstützt.

Für langjährige Tätigkeit als Schriftführer des landwirtschaftlichen Ortsvereins Bischofshagen wurde Heinrich Ottensmeier 1970 zum Ehrenmitglied des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Ortsverein Bischofshagen, ernannt.

Er stellte sich der Evgl. Kirchengemeinde Mahnen 1960 als Presbyter zur Verfügung. Von 1968 bis 1972 führte er die Geschäfte des Kirchmeisters. Dieses Amt legte er 1972 aus Altersgründen nieder.

Schon im November 1969 hatte er die Altenarbeit „Treffpunkt“ ins Leben gerufen und mit seiner Ehefrau Hanna unter seine Obhut genommen. In großer Treue hat er diese Arbeit bis zu seiner Erkrankung im November 1982 getan. Gemeindeglieder der Kirchengemeinde Mahnen erinnern sich auch heute noch seiner Arbeit in großer Dankbarkeit.

Über die Grenzen der Kirchengemeinde Mahnen hinaus hat er im Rahmen der Volkshochschule zahlreiche anregende Vorträge vor älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Stadt Löhne und in der Umgebung gehalten.

Heinrich Ottensmeier war vergönnt über sein 85. Lebensjahr hinaus in großer geistiger und körperlicher Frische seine vielseitigen Gaben den Mitmenschen, die er gern „Muine loäbn Noahbas un Frünne“ nannte, uneigennützig zur Verfügung zu stellen. Er selbst war seinem Gott dankbar dafür, dass er diesen Dienst tun konnte.

Heinrich Ottensmeiers Witwe Hanna – sie wohnt seit einigen Jahren bei Tochter Reinhilde, Schwiegersohn und Enkeltochter in Bünde – Sohn Hermann, Schwiegerkinder und sieben Enkelkinder nehmen den 25. Todestag von Heinrich Ottensmeier zum Anlass, an ihn zu erinnern und einige der zahlreichen plattdeutschen Geschichten und heimatkundlichen Aufsätze von Heinrich Ottensmeier auf einer eigenen Webseite einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Lebenslauf (Fragment), geschrieben am 17.09.1978

„Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind es 80 Jahre!“

Ja, und nun sind es schon 81 Jahre geworden! Und je älter man wird, desto schneller fährt es dahin! Und je älter man wird, desto öfter laufen die Gedanken in die Vergangenheit, in die Jugendzeit zurück. Und immer deutlicher werden die Ereignisse der Jugendzeit hinter denen der Gegenwart, die nicht immer mehr so haften bleiben wollen. Doch keine Sorge, ich kann nur, dankbar sein in jeder Richtung und Gott nicht genug danken für alle Führung und für alle Gaben, die er reichlich und täglich geschenkt hat. Doch gerade das läßt auch immer wieder Rückschau halten! Besondere Gelegenheiten geben dazu die wöchentlichen Zusammenkünfte in unserem Altentreffpunkt Mahnen (der Altentreffpunkt der Kirchengemeinde Mahnen wurde von Heinrich Ottensmeier gegründet und fand am Dienstagnachmittag von November 1969 bis Dezember 2009 statt) und unsere Familienfeiern anläßlich der Geburtstage im Geschwisterkreis. Und besonders hier wird immer wieder mit Dankbarkeit und Bewunderung unserer Eltern und des Elternhauses gedacht, wo wir das Beten und das Arbeiten gelernt haben. Hier durften wir erfahren, wie zwei in Liebe verbundene Menschen das Christsein praktizierten, wo zwei grund-verschiedene, körperlich und charakterlich grundverschiedene Menschen trotz Krankheit und Not, trotz der großen Kinderzahl und ihrer Erziehung, in unverbrüchlicher Liebe und Treue zusammenstanden. Ich selbst und jeder meiner Geschwister müßte noch mehr Zeugnis ablegen, von dem was wir erfahren durften, um es Enkeln und Urenkeln zu erhalten, die gewiß auch noch von diesem Segen zehren dürfen. Aber hier nur ein kleines aber treffendes Beispiel:

Als unsere liebe Mutter nach schwerer Krankheit ihre Augen für immer geschlossen hatte und wir Kinder mit unseren Angehörigen um den Vater herumsaßen, suchte ihn eine seiner Schwiegertöchter zu trösten mit dem Hinweis darauf, daß er doch sehr dankbar sein könnte, daß er immer so stark und gesund gewesen sei und so oft vor der kränklichen und schwachen Frau, die ihm zwölf Kinder geboren habe, habe vorherarbeiten können und sie in jeder Weise habe entlasten können. Da strahlten seine Augen unter Tränen und bekannte:“ Sie hat viel mehr gearbeitet als ich, aber auf den Knien!“

Und diese segenreiche Hand- und Kniearbeit, dürfen wir auch heute, 40 Jahre nach dem Tode unserer Mutter und 27 Jahre nach dem Heimgange unseres Vaters spüren“ – Mögen auch unsere Nachkommen bis ins tausendste Glied das „Wohltun“ Gottes noch spüren! – „Ich wollt’, ich hätte diesem Weibe (diesen Eltern) gleich, erfüllt, was ich erfüllen sollte in meinen Grenzen und Bereich!“

Ja, das waren die beiden helle Sterne, unter denen mein Leben begann und die ihm als rechtes Licht in der Jugendzeit vorausleuchteten, obwohl auch noch andere Sterne Licht in unsere Kindheit trugen.

Daß ich am 7. September 1897 um 2 Uhr vormittags auf dem Ottenshof auf dem Stickdorn, in Bischofshagen Nr. 26, geboren bin, haben mir meine Eltern und die amtlichen Urkunden bezeugt. Das Geburtsregister der Gemeinde Gohfeld beurkundet auch, daß ich Heinrich Friedrich Ottensmeyer heiße. Der Rufname ist Heinrich nach meinem Großvater Heinrich Ottensmeyer. Schon in der ersten amtlichen Urkunde zeigt sich eine Sonderheit, die mich durch mein ganzes Leben begleitet. Das heißt, daß ich diese Sonderheit selbst erst gemerkt habe, als ich mich mit der Familien- und Ahnenforschung befaßte. Bis dahin habe ich auch durchweg meinen Namen als Ottensmeyer geschrieben. Ich wurde also als Ottensmeier eingetragen, und diese Urkunde wurde auch von meinem Vater unterschrieben, obwohl er sonst durchweg Ottensmeyer schrieb. So sind auch wohl bis auf Friedrich und mich alle Kinder als Ottensmeyer angemeldet und eben auch so von meinem Vater unterschrieben. Beim Nachsehen der amtlichen Eintragungen stellte ich dann fest, daß bei der Geburtsanzeige, ich glaube von Frieda, eine Änderung gemacht wurde. Hier war der Name Ottensmeier in Ottensmeyer geändert worden. Das ließ mich vermuten, daß in den beiden Ausnahmefällen mein Vater lediglich auf Wunsch des Standesbeamten den ihn bereits geschriebenen Namen Ottensmeier anerkannte, um diesem einen Ergänzungssatz zu ersparen. Mein Großvater, der zeitweilig auch Vorsteher in Bischofshagen war, schrieb wie ich es mache, Heinrich Ottensmeier.

Aber nun zurück zu meiner Geburt! Man hat mir erzählt, daß ich ein so kleines Kerlchen gewesen sei, daß man mich habe in der Wiege fast nicht wiederfinden können. Gewogen bin ich sicher nicht. Bei den Erzählungen meiner ersten Kinderzeit muß ich mich weitgehend auf meinen Bruder Hermann verlassen, der auch heute noch über ein ausgezeichnetes Gedächtnis verfügt, bei meiner Geburt jedoch erst eineinhalb Jahre alt war.

Nach der Meinung von Bruder Hermann war ich von vornherein ein Liebling von Großvater “Hinnack“ Ottensmeier, da ich seinen Namen trug.

Das war in unserer weiten Familie eigentlich Tradition, daß der älteste Sohn den Namen des Vaters, der zweite den Namen des Großvaters, der dritte den Namen des zweiten Großvaters oder des ätesten „Vedders“, des ältesten Onkels, bekam. Bei den Mädchen wurde das entsprechend gehandhabt. Auch die Auswahl der „Vaddan“, der Paten wurde in ähnlicher Weise durchgeführt.

Mein Großvater, so erzählte Hermann, habe mich, was gewiß nicht auf einem Bauerhof üblich war, mit gekauftem Zwieback hochgepäppelt, und so sei ich auch immer ein „Soödn“ geblieben. Das erste feste Essen für Säuglinge bestand sonst in gekrümeltem Brot, das mit Butter zusammengehalten, in kleinen Bissen gegeben wurde. Ich selbst kann mich der Bevorzugung durch meinen Großvater nicht entsinnen, nehme jedoch an, daß sie, falls sie vorhanden gewesen ist, durch den sich alle zwei Jahre einstellenden Nachwuchs weitgehend auf diesen verschoben wurde, da mein Großvater stets in der Kinderbetreuung, besonders an der Wiege, eingesetzt war.

Man möchte nun versucht sein, hier ein möglichst eindeutiges Bild von unserem Großvater zu zeichnen, das aber in diesen Rahmen etwas abseits läge und zuviel Raum einnehmen würde. Aber doch sei ganz kurz eingeblendet, daß er nicht sehr groß war, ich würde ihn heute auf meine Größe, etwa 163 Zentimeter schätzen, und in den Jahren, in denen er uns er besonders nahe stand, seine zwei Zentner wog. Er rauchte seine lange Pfeife, schälte Kartoffeln, hatte in den Zeiten, in denen die neben ihm stehende Wiege besetzt war, seinen linken Fuß unter der Kufe der Wiege, um sie, wenn erforderlich, in Bewegung zu setzten. Das er darüber hinaus auch noch die größeren Kinder in der Stube oder auch beim Kühehüten zu beaufsichtigen hatte, wußte ihm meine Mutter sehr zu danken. Besonders aber sei sein Erinnerungsvermögen und seine Erzählkunst hier genannt.

Ich war am Sonntag, den 19. September 1897, in der Kirche zu Gohfeld (heute „Simeonkirche“ in Löhne-Gohfeld) vom Pastor Ordelheide getauft. Meine „Vaddern“, meine Paten, waren die beiden ältesten Brüder meines Vaters, „Vedda Heinrich und „Vedda Fritz“ und de älteste Bruder meiner Mutter, „Vedda Heinrich“. Das war so die richtige Reihenfolge, da bei der Taufe meines Bruders Hermann die beiden Großväter Hinnak Ottensmeier und Androäs Böndel schon dieses Ehrenamt in unsere Familie bekleideten. Das war eben so die traditionelle Reihenfolge in der Familie, und wenn schon mit Rücksicht auf meinen Großvater der Rufnahme Heinrich vorgesehen war, so konnte das von zwei Paten nur unterstrichen werden, und so kam es zu Heinrich Friedrich, wobei eben auf Heinrich der Schwerpunkt lag und er der Rufname wurde. Eigentlich hätte zwar in dieser logischen Reihenfolge für meinen Bruder Friedrich später der Rufname Andreas fällig werden müssen, aber meine Mutter mochte besonders die plattdeutsche Form „Androäs“ nicht leiden, und außerdem war der Name in unserer engeren Gegend nicht gebräuchlich. (Großvater Böndel kam ja aus der Radewiger Feldmark in Herford). Eine ähnliche Antipathie hatte sie auch gegen Wilhelm-Willem, der trotz des Vorhandenseins in der Geschwisterreihe meines Vaters nicht zur Anwendung kam.

Auch jede Koseform oder Kürzel lehnte besonders meine Mutter ab, sie wollte keinen Herm, keinen Heini oder Heina, keinen Fretz oder Fretzken, wie es wohl sonst in der Verwandtschaft vorkam, um etwa Vater uns Sohn mit dem gleichen Vornamen unterscheiden zu können.

Dem damaligen kirchlichen Brauch entsprechend, nahm meine Mutter an keiner Taufe ihrer Kinder in der Kirche teil, da die Kinder möglichst bald getauft werden mußten, um nicht länger als nötig einen „Heiden“ im Haus zu haben. Ich wurde also mit zwölf Tagen getauft. (Martin Luther wurde bereits am Tage nach seiner Geburt getauft.) Die Wöchnerin durfte in den ersten sechs Wochen nach der Geburt des Kindes den häuslichen Bereich nicht verlassen. Und dann war der erste Gang zur Kirche. Sie ging dann „teo Käaken“. Wahrend des Kanzelliedes wurde sie vom Pfarrer am Altar eingesegnet.

Auch mein Vater nahm, wie wohl alle Väter seinerzeit, am Tauftage nicht am Gottesdienst und Taufakt in der Kirche teil. Er blieb entweder daheim oder fuhr mit einem Flechten- oder Kastenwagen das Kind mit der Nachbarfrau, die das Ehrenamt des Kindtragens hatte, zur Kirche. Unter Umständen fuhren auch die Paten mit.Von der häuslichen Feier der „Kinnadoäbnge“ ist mir nichts erzählt worden oder ich muß es wieder vergessen haben. Ich könnte mir zwar denken, daß in meinem Falle die Paten nach der Rückkehr von der Kirche auf den Ottenshof mit zu Mittag gegessen hätten, aber eine Nachmittagsfeier mit Kaffee und Kuchen war sicher nicht eingeplant.

Mein ältester Patenonkel, der Tischlermeister Heinrich Ottensmeier, war kinderlos verheiratet und wohnte in Herford. Er starb schon im Jahre 1899 an Magenkrebs. Ich habe ihn also nicht in Erinnerung. Später erzählte man mir, daß er die Absicht gehabt habe, mich, seinen Namensträger und sein Patenkind zu seinem Gehilfen und Erben zu machen. Bei seiner Frau Charlotte werde ich wohl nicht besonders gut angeschrieben gewesen sein, denn ich soll bei einem Besuch mit meinen Eltern auf dem schönen Teppich einen nassen Fleck hinterlassen haben. Und vom Erben ist glücklicherweise auch nichts geworden.

Ich weiß nicht, wann es gewesen ist, ob kurz nach meiner Geburt oder bei meiner Taufe, jedenfalls habe ich, oder besser, meine Mutter von Großvater Böndel einen Kinderwagen geschenkt bekommen. Solch ein Aufwand und solch ein modernes Gerät war auf dem Ottenshof, auch bei meinem Bruder Hermann, nicht da gewesen. Ihm stand allein bei Tage die alte Wiege zurr Verfügung, während er nachts bei unserer Mutter mit im großen Ehebett auf der „lüttken Stube“ schlief. Als ich ihm dann dieses Nest streitig machte, wurde er zu Vater weitergereicht. Auf diese Weise wurde bei dem späteren Nachwuchs dieses System noch ausgebaut. Die nächste Station war im Bett der Großeltern, die weitere für die Jungen beim Knecht im Duttk in der „Schnuikaman“. Ich hörte des Nachts so gern das Kauen und Knuspern der Pferde, wenn sie sich noch Häcksel oder das Heu einverleibten. Für die Mädchen, allerdings manchmal auch für die Jungens, war „Luidenkaman“ ein gewisses Endziel. Sicher haben nicht alle diesen Weg durchgemacht, denn im Jahre 1905 wurde für das Vieh ein Stallanbau nötig. In Auswirkung dieses Neubaues wurden an der Deele die Ställe frei und wurden zu einer „Jungeskaman“ umgebaut. Später kam noch eine zweite Kammer hinzu. Da schliefen wir dann in der Kammer, während wir im Kammerfach auf der Kammer schliefen. Meine Eltern zogen später in das Schlafzimmer meines Großvaters auf die „rechte Kammer“. Dann schliefen wir auf der lüttken Stoben, die durch eine Tür mit der rechten Kammer verbunden war.

Um die Bedeutung meines Kinderwagengeschenkes recht zu verstehen, muß ich erzählen, daß meine Eltern mit Hermann eines sonntags einen Besuch bei den Verwandten Schnatmeier auf dem Winterberg bei Vlotho machten. Sie gingen zu Mittag mit dem Kind auf dem Arm zu Fuß dorthin und kamen gegen Abend ebenfalls zu Fuß von dort zurück. Die Pferde standen im Stall und mußten sich ausruhen. Wie oft meine Eltern mit dem Kinderwagen ausgefahren sind, weiß ich nicht, denn sie hatten dafür wohl selten Zeit. Wir, die wir die jüngeren Geschwister später zu betreuen hatten, haben ihn mehr benutzt, und er hat dabei manchen Stoß aushalten müssen.

Eine Kinder- und Modenschau war der Tag, an dem die ein- bis zweijährigen Kinder „non Poggen“, zur Erstimpfung gegen Pocken mußten. Diese Veranstaltung fand in der Schule statt. Zu diesem Termin mußten sich dann die Paten erstmalig etwas merken lassen. Dann wurden Kleider geschenkt oder die etwa schon früher geschenkten Stoffe zu Kleidern verarbeitet. Auch bei den Knaben wurden Kleider geschenkt, da auch diese solange lange Kleider trugen, bis sie „roäggen“ waren. Das war natürlich weit bequemer für die Mütter, als ständig die Hosen zu öffnen und zuzumachen. So konnte man dann die Hosenanfänger sehr oft mit der offenen Hinterklappe herumlaufen sehen. Und mit der Reinigung war das auch einfacher.

Als ich, so erzählte Mutter, zu den „Poggen“ fertiggemacht wurde, kam Frau Pahmeier (Mühlmeier)….. (leider endet das Dokument hier. Anm. R. Lübben)


Verdienstvoller Freund seiner Heimat – Lehrer Ottensmeier 40 Jahre im Dienst

Bischofshagen. Der Heimatforscher, Hauptlehrer Ottensmeier, ist am 16. Februar (1962) 40 Jahre im Dienst. Geboren wurde Ottensmeier am 7.9.1897 auf dem elterlichen Bauernhof Bischofshagen-Wittel Nr. 26. Von 1904-1911 besuchter er die Witteler Volksschule, blieb anschließend ein Jahr zu Hause in der Landwirtschaft tätig, um dann die Präparandenanstalt in Schildesche und das Seminar in Gütersloh zu besuchen. Am 3.12.1919 bestand er die 1. Lehrerprüfung. Die Seminarzeit unterbrach seine zweijährige Kriegsdienstzeit bei den Marine-Fliegern vom 15.1.1917 bis 31.12.1918 in Kiel und Flensburg.

Seine erste Anstellung als Lehrer erhielt Ottensmeier am 16.2.1920 in Bischofshagen. Schon am 2.9.1922 bestand Ottensmeier die 2. Lehrerprüfung. Nach 11jähriger Dienstzeit erhielt er am 15.8.1931 eine Lehrerstelle an der Schule Löhne-Bhf., aber schon am 15.4.1932 kehrte er nach Bischofshagen zurück. Am 2. Weltkrieg nahm der Jubilar vom 26.8.1939 bis 13.4.1944 teil, wurde zum Feldwebel befördert und erhielt Auszeichnungen. Nach mancherlei schweren Erlebnissen und Krankheiten kehrte der Jubilar im April 1944 in die Heimat zurück.

Seine Ehefrau Hanna, geb. Personn, die Ottensmeier am 30.3.1951 heiratete, steht ihm treu zur Seite.

Seine besonderen Verdienste vor dem 2. Weltkrieg lagen neben dem schulischen Leistungen auf dem Gebiet des Sports. Seine Schlagballmannschaft der Schuljugend und seine Handballmannschaft der erwachsenen Jugend waren weithin bekannt.

Nach dem Kriege widmete sich Ottensmeier zunächst dem Aufbau der Schule. Schließlich konnte er es erleben, daß durch einen Anbau das Schulgebäude innen und außen ein ganz neues Gesicht erhielt.

Seine Kenntnis der Heimat gab ihm die Möglichkeit, viele heimatkundliche Artikel zu veröffentlichen und fesselnde Vorträge zu halten. Sein schönstes Werk außerhalb der Schule sollte jedoch die Witteler Waldbühne werden, der er besondere Liebe und Aufmerksamkeit schenkt! Ottensmeier übernahm nach dem 2. Weltkrieg hier das geistige Erbe des verstorbenen Herrn Klingner. Hier entstand im Amtsbezirk eine Heimstätte der plattdeutschen Sprache.

Ferner leistete Hauptlehrer Ottensmeier der Gemeinde, der Kirche, der Lehrerschaft und den Landwirten durch seine Kenntnisse und seinen Arbeitseifer große Dienste. – Auch unsere herzliche Glückwünsche.

abgeschrieben von einer Presseveröffentlichung, vermutlich aus dem Jahre 1962


…als Heinrich Ottensmeier Lehrer auf dem Bischofshagen war…